Konstruktivismus - Das solltest du wissen!

Folgend erfährst du alles Wissenswertes über den Konstruktivismus. Bleiben dennoch Fragen offen, kannst Du gerne Politics & Future via Instagram oder via E-Mail an hello@politicsandfuture.com schreiben.

Grafiktext: Konstruktivismus 
																											- Das solltest du wissen! Was ist Konstruktivismus? Wie unterscheidet er sich von anderen politischen Theorien? Welche Stärken und Schwächen hat er? Wieso ist Konstruktivismus wichtig? Was ist bei einer konstruktivistischen Analyse mir bzw. „Politics & Future“ wichtig?
Grafiktext: Vorab
																											Fachsprache hat den Zweck, komplexe Inhalte/Vorstellungen in einem Wort zusammenzufassen. Das ist im wissenschaftlichen Alltag sehr wichtig. Allerdings kann man, wenn man die Fachsprache noch nicht gelernt hat, schnell zu falschen Schlüssen kommen. Z. B. ist die politische Theorie des Realismus, nur ein Name einer Theorie, die gar nicht den Anspruch hat, die gegenwärtige Realität oder das „Richtige“ vollumfänglich abzubilden. Zudem behalte bitte im Hinterkopf, dass alles Folgende aufs maximale Minimum reduziert ist. Bei Fragen schreib mir gerne eine Nachricht oder nutze den Beitrag als Ausgang für weitere eigene Recherchen.
Grafiktext: Was ist Konstruktivismus? 
																											Ganz verkürzt. Die Grundannahme des Konstruktivismus ist das Realität eines jedes Menschen, aber auch von Staaten, konstruiert ist. Bestimmten Elementen werden bestimmte Werte/Eigenschaften zu geschrieben, die sich durch eigene Erfahrungen und Interaktionen mit anderen verändert werden können.1   
																											Menschen oder Staaten können also z. B. Situationen komplett unterschiedlich beurteilen, weil sie unterschiedliche Weltanschauungen und Erfahrungen gemacht haben. Wie das jeweilige Individuum oder der jeweilige Staat Realität konstruiert, versucht der Konstruktivismus rauszufinden.2  
																											Es gibt einige unterschiedliche konstruktivistische Denkschulen, die unterschiedliche Schwerpunkte, wie Sprache, Beziehung, Geschichte usw. haben, aber das würde den Rahmen hier sprengen.
																											Quellen: 
																											1,2 Friedrich, Christin/ Költzow, Sarah/ Tilly, Jan (2011): Der Konstruktivismus in den Internationalen Beziehungen. In: Müller, Markus M. (Hrsg.), (2011): Casebook internationale Politik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 33 - 40. DOI: 10.1007/978-3-531-92092-4_4. 
																											Abrufbar unter: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-92092-4_4 (09.03.2023), S.34-35.
Grafiktext: Beispiel
																											In Deutschland lernen wir zum Beispiel, dass Frankreich ein befreundetes Land ist und es spiegelt auch die Lebensrealität vieler Menschen wieder. Deshalb hat die Mehrzahl der Menschen in Deutschland auch keine Angst, dass Frankreich mit seinen Atomwaffen Deutschland angreifen könnte. Dagegen haben einige Menschen Angst davor, dass weiter entfernte Länder Deutschland angreifen könnten. Und wieso Menschen, wie in diesem Fall in Deutschland, so Wirklichkeit konstruieren, lässt sich auf eine Vielzahl anderer Themen übertragen.3
																											Quellen: 
																											3 Stahl, Bernhard (2017). Internationale Politik verstehen. Eine Einführung. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. S.149.
Grafiktext: Was ist bei einer konstruktivistischen Analyse mir bzw. „Politics & Future“ wichtig?
																												Es gibt da keinen allgemeinen Standard und eine exakte wissenschaftliche Ausführung würde hier den Rahmen sprengen. Die folgenden Elemente sind für mich wichtig, wenn ich mich mit Staaten beschäftige:
																												-	Geschichte - Idealfall von Staatsgründung bis heute, Parteiengeschichte.
																												-	Kontext -  U.a. Umweltbedingungen, Beziehungen zu Nachbarländern.
																												-	Alltagsrealität – Welche Werte und Themen sind den Menschen wichtig, Rollenbilder in Bezug auf die Geschlechter, Umgang mit der Natur, Umgang mit zugezogenen Menschen u. v. m.
																												-	Sprache, Schlüsselworte, Kultur.
																												-	Besonderheiten, besonders prägende Dinge.
																												-	Wie steht das Land im internationalen Vergleich da.
																												Zu jedem dieser Punkte versuche ich mir möglichst viel durchzulesen und auch mit Menschen, die dort leben, darüber zu sprechen. 
																												Ich versuche zu verstehen, wie es dazu kam, wie ein Staat wurde, was er wurde und was den Menschen, die dort leben, wichtig ist. Und diese Herangehensweise ist auch ähnlich, bei Analysen zu einzelnen Menschen oder Organisationen.
Grafiktext: Wie unterscheidet er sich von anderen politischen Theorien?
																											„Im Konstruktivismus „… sind Interessen daher kontextabhängig und beschränken sich nicht auf Nutzen, Macht und Klassengegensätze.“4  
																											Das ist tatsächlich der wesentlichste Unterschied. Der Konstruktivismus ist auch die politische Theorie, die am Meisten emphatisch ist. 
																											Wenn der „Konstruktivismus“ eine Person wäre, wäre dies eine Person, die viel zuhört, die sehr neugierig ist, die andere Sichtweise hören und nachvollziehen möchte und die nicht nur anhand äußerlicher/offensichtlicher Merkmale Dinge beurteilt.
																											Quellen:
																											4 Stahl, Bernhard (2017). Internationale Politik verstehen. Eine Einführung. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. S.150.
Grafiktext: Was sind seine Schwächen?
																											-	Seine Komplexität. Wie Menschen oder gar Gemeinschaften bzw. Staaten Wirklichkeit konstruieren ist sehr komplex und es spielen eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle.
																											-	Er ist schwerer als andere Theorien zu erklären. Da Annahmen oftmals oft auf eine Vielzahl von Faktoren basieren.
																											-	Vergleichbarkeit & Objektivität. Der Idealfall in der Wissenschaft ist, dass man eine Methode & „Experiment“ hat und egal, wer dieses durchführt, immer das gleiche Ergebnis rauskommt. Beim Konstruktivismus ist oftmals schon die Herausforderung, dass unterschiedliche Menschen aus der Wissenschaft, Faktoren unterschiedlich wichtig bewerten. Das führt dazu, dass für Außenstehende schnell der Eindruck entsteht, das die jeweiligen Faktoren willkürlich ausgewählt wurden.
Grafiktext: Was sind seine Stärken?
																											-	Die Theorie bringt Empathie in den politischen (Theorie) Diskurs.
																											-	Er billigt Menschen und Staaten zu, lernfähig zu sein und ihr Verhalten ändern zu können. 
																											-	Der Konstruktivismus ermöglicht Ansätze zum Verstehen, wieso Länder oder einzelne Menschen agieren, wie sie agieren und wie daraus folgend auch Lösungen aussehen könnten.
																											-	Der Konstruktivismus hat nicht den Anspruch, die alles erklärende Theorie zu sein, sondern sieht sich per Eigendefinition als (wichtige) Ergänzung.
Grafiktext: Wieso ist der Konstruktivismus wichtig?
																											-	Er liefert Ansätze, um Sichtweisen anderer Menschen oder Staaten zu verstehen:
																												o	Kann dadurch helfen, Konflikte zu lösen, zu entschärfen oder im Idealfall präventiv zu verhindern.
																												o	Hilft dadurch einzuschätzen, ob Gesetze, Handlungen auf andere Länder übertragbar sind oder nicht.
																												o	Kann dabei helfen, Verständnis für andere Sichtweisen zu gewinnen.

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